Okt 18, 2012

Finissage der Ausstellung world-wide-wool.net am 21. Oktober 2012

 

Die Exponate der Ausstellung in den ehemaligen deutschen und belgischen Grenzhäusern lohnten einen Blick.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 


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Die Ausstellung war konzipiert mit dem Wunsch neue und ungewohnte Einblicke in die Kunst des Textilen als Medium in Szene zu setzen.
Die im Projekt mitarbeitenden Künstlerinnen und Künstler bringen in ihrer Arbeitsweise oder ihrem Medium der Kunst diese Möglichkeiten der Blickwinkelveränderung auf Gewohntes oder Noch-nicht-Entdecktes mit.

 

Vorstellung der Künstlerinnen und Künstler

Maren Dubnick mit ihren feinsten und akribischen Wicklungen schafft eine ästhetisch sehr reizvolle Welt, von der man sich gerne im ersten Moment verführen lässt. Doch auf den zweiten Blick wird die ganze Absurdität der Arbeiten sichtbar und das wohlige Gefühl der empfundenen Schönheit weicht einem Gefühl von Schwindel bei dem Gedanken an die für die Entstehung der Werke verstrichenen Zeit.

Zeit ist auf eine ganz andere Art und Weise auch Thema bei der zu sehenden Fotoarbeit von Miriam Schmalen. Der ausgestopfte Fuchs vom Dachboden eines Altersheims erwacht ganz gegen den Lauf der Zeit zu neuem Leben unter der Folie, die gleichzeitig die Konturen verwischt und doch den Kern der Sache auf so verblüffende Art und Weise bloß legt. Die so konservierte Vergänglichkeit wird durch die graphische Darstellung eines Diamanten überlagert und scharf konterkariert.

Ganz anderer Natur sind die graphischen Darstellungen aus der Welt der Natur von Odine Lang. Ihre mit Hammer und Nagel an die Wand gebrachten Installationen versetzen uns in eine beinahe bekannte Welt und schicken uns doch durch den Blick ins Fadennetz immer wieder auf den Weg zwischen realem und imaginärem Bild, dass alleine in unserem Kopf entsteht. Die Poesie der Arbeiten sorgt dafür, dass dieses Oszillieren zwischen den Welten anhält und nachklingt.

Die Arbeiten der Designerin Patricia Y. Graf, Ihre Snorks und Snugs, laden ein zum unverstellten Schmunzeln. Gehäkelte Lampenarme schlängeln sich durch den Raum und vermitteln das Gefühl von warmem Licht nicht nur durch die Wahl des Glühfadens. Auch die tentakelartig angelegte Decke vermittelt Wärme…aber sie vermittelt auch etwas vom Zwist zwischen Freiheit und Zwang. Das einladend Weiche der Decke und der gehäkelten Tentakeln würde einen wahrscheinlich beim Tragen das klammheimliche Gefühl des Gefangenseins vergessen machen….

Abgerundet wird die Ausstellung im deutschen Grenzhaus durch die Arbeiten der Kinder und Jugendlichen aus den Workshops im Sommer, deren Exponate sich mühelos und spielerisch in die Reihe der Arbeiten der Künstlerinnen rund um das textile Medium einreihen und das Ganze bunter und schräger machen.

Der Glaskasten im Café ist eingerichtet worden von den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Wollroute in der Euregio Maas-Rhein. Wolle in allen möglichen Verarbeitungsstadien bis hin zu den feinen, schweren und erstaunlich bunten Tuchen für Billardtische aus den Produktionsstätten in Verviers, die noch heute in die ganze Welt liefern. Dazu gibt es die überaus sehenswerten Videos der sechs Wollroutenorte Aachen, Eupen, Euskirchen, Monschau, Vaals und Verviers in der Ausstellung anzuschauen.

Auch im frisch umgebauten und restaurierten belgischen ehemaligen Grenzhäuschen fügen sich die ausgestellten Arbeiten zu einem ganz eigenen Ganzen.

Benjamin Fleig zeigt ein Video, in dem mit der parallelen Wahrnehmung mehrerer Ebenen gespielt wird. Das Schaf, als Ursprung aller Wollproduktionsmöglichkeiten, ist ein schwarzes. Es läuft nicht einfach mit in der Herde. Einer Herde, die sich vielleicht am ehesten darstellen lässt durch ein Symbol des amerikanischen Traums…der Flagge. Über diese beiden sich bewegenden Bilder wird ein Gedicht eingeblendet…kein patriotisches, sondern eher ein nachdenklich stimmendes. Es lohnt die 12 Minuten des Einlassens, um in sich selber den Prozess des Zweifelns, des Nachdenkens und vielleicht den beginnenden Prozess des die-Herde-verlassens nachzuspüren.

A.M. Can bestückt ihre “Kleiderkammer” mit unendlichen Mengen abgelegter, weißer, in Streifen zerlegter und wieder zusammengefügter Kleidung. Nichts bleibt in der Form in der es einmal war und doch entstehen Formen, die uns erinnern. War das nicht damals so eine Kopfbedeckung? Tragen so etwas nicht die Tuareks? Nein, es war keine Kopfbedeckung und auch kein Nomadenmantel. Die Arbeiten von A.M. Can sind alleine der ästhetischen Empfindung der Künstlerin geschuldet und doch transportieren sie genau das, was abgelegten Kleidungsstücken anhaftet - Erinnerung. Wie schön sich vorzustellen von diesen Geschichten umhüllt, in ihnen geborgen zu sein…oder vielleicht doch nicht? Lastet die Vergangenheit nicht vielleicht doch manchmal zu schwer auf unseren Schultern? Die Skulpturen werden unter dieser Spannung lebendig. Man möchte ganz leise und ruhig werdend in ihnen dem Lauf der Geschichte  lauschen…wären da nicht immerzu die vorbeirauschenden Autos an der Grenze…an der Grenze auch zwischen Kunst und Kommerz.

Nun kommt der schwierigste Teil. Wie kann ich über die Arbeiten der letzten Künstlerin der Ausstellung berichten, wenn ich sie selber bin. Am besten garnicht so viel – “Wandermäntel” heißen die aus Schnittmustern eines real tragbaren Mantels geschneiderten papierenen Skulpturen. Landkarten, eine asiatischeTageszeitung, ein Reclamheft und die wunderschönen und bunten gemalten Bilder meiner Tochter Lilith sind die Grundlage für eine Reise ins Reich der Zweiten Haut. Niemals sind wir nackt in der Öffentlichkeit – wer sind wir, wenn wir unsere Zweite Haut ablegen und wer möchten wir sein, wenn wir sie anlegen?

 

 

Die Ausstellung war zu sehen bis zum 21. Oktober 2012 – danach sind die Projekte in den sechs Schulen des Projektes gestartet, zu denen die Künstler der Ausstellung eingeladen sind. Sie werden mit den Kindern und Jugendlichen und den Lehrerinnen und Lehrern in künstlerischen Projekten die Kulturgeschichte der Region erforschen, die Welt der Wolle erkunden und selber Kunst schaffen.

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world-wide-wool.net

Ein künstlerisches Projekt zur Wollroute und der textilen Kulturgeschichte in der EUREGIO Maas-Rhein. Initiiert durch aachenstricktschoen.com und von 2012 -2014 in Trägerschaft der Jugendkunstschule Bleiberger Fabrik, Aachen.